Narbenbruch | Narbenhernie | Hernia cicatricea

Narbenbrüche sind eine häufige Spätkomplikation von Eingriffen in der Bauchchirurgie. Die Risiken, Narbenhernien zu entwickeln, sind multifaktoriell – abhängig von der Art des Primäreingriffes und der Methode des Bauchdeckenverschlusses. Das Auftreten eines Narbenbruches nach Laparotomien wird in der Literatur mit 10-20% beschrieben.

Narbenbruch

  • Chemische Komponentenseparation mit Botulinum – Toxin (Botox)

Narbenhernien mit einem Durchmesser von über 10 cm können in der Regel nicht spannungsfrei direkt verschlossen werden. Um den Bauchdeckenverschluss zu erleichtern und die Dehnbarkeit der Muskulatur zu erhöhen, wird präoperativ Botulinum-Toxin (Botox) in die seitliche Bauchmuskulatur injiziert. Dieses neurotoxische Gift sorgt für eine vorübergehende Entspannung der Muskulatur, die etwa 2 bis 5 Monate anhält. Der maximale Effekt tritt 3 bis 4 Wochen nach der Injektion ein.

  • Sublay Technik nach Rives – Stoppa (Operationsdauer ca. 180min)

Bei der Sublay-Technik wird ein Kunststoffnetz durch einen Hautschnitt unter die Bauchmuskulatur eingebracht. Diese Methode eignet sich besonders für größere Narbenhernien, da sie eine stabile Versorgung der betroffenen Bereiche ermöglicht und somit eine zuverlässige sowie langfristige Lösung bietet.

  • (e)MILOS oder die robotisch-assistierte TARUP  bzw. (r)TEP Technik (Operationsdauer ab 120min)

Für größere Narbenhernien kommen zunehmend minimal-invasive Verfahren zum Einsatz, wie die endoskopisch-assistierte MILOS-Technik oder die robotisch-assistierten TARUP- und TEP-Methoden. Bei diesen Techniken wird das Kunststoffnetz unter der Bauchmuskulatur positioniert. Die Operation erfolgt entweder laparoskopisch oder mit Unterstützung des DaVinci Xi Systems. Die robotische Variante ermöglicht eine präzise und schonende Durchführung. Der große Vorteil dieser Verfahren liegt in der minimal-invasiven Herangehensweise, die eine schnellere Erholungszeit und eine geringere postoperative Belastung für die Patienten ermöglicht.

  • Hintere Komponentenseparation – (r)TAR Technik nach Novitzky (Operationsdauer ca. 270min)

Die hintere Komponentenseparation wird entweder durch einen Hautschnitt oder robotisch-assistiert durchgeführt. Dabei wird das Kunststoffnetz bis weit über die seitliche Bauchmuskulatur eingebracht. Diese Technik reduziert die Spannung deutlich und erweitert das Netzlager. Bei der (r)TAR-Technik wird das Kunststoffnetz dauerhaft zwischen dem Bauchfell(Peritoneum) und den Bauchmuskeln, der geraden Bauchmuskeln (Musculus rectus abdominis) sowie der seitlichen Bauchmuskeln (Musculus transversus abdominis), platziert, um eine stabile Unterstützung der betroffenen Bereiche zu gewährleisten. Die erweiterte Präparation des Kompartiments erleichtert das Zurückverlagern der hinteren Rektusscheide und ermöglicht die Rekonstruktion der Mittellinie (Linea Alba). Diese Technik verbessert nicht nur die Stabilität des Bauchraums, sondern reduziert auch das Risiko für Rezidive erheblich.